Startschuss für die Ausbildung

Anfang August ist der Startschuss für die Ausbildung vieler junger Menschen gefallen. Grund genug für IHK-Hauptgeschäftsführer Jörg Nolte, vier Ausbildungsbetriebe zu besuchen, um mit Azubis, Ausbildern und Unternehmern ins Gespräch zu kommen. „Ausbildungsbetriebe leisten einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung in unserer Region“, betont Jörg Nolte. Wie groß das Engagement sei, belegten auch die jüngsten Zahlen: Die IHK Arnsberg hat mit Stand Ende Juni rund 5 Prozent mehr Ausbildungsverträge erfasst als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr.

Der Startschuss zur Ausbildungstour fiel bei EDEKA Sauer in Welver: 11 Auszubildende konnte Geschäftsführer Maximilian Sauer zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres begrüßen. „So viele sind noch nie zuvor zeitgleich bei uns gestartet“, freut sich der Unternehmer. Für ihn ist das eine Bestätigung, dass sich sein Ausbildungsengagement auszahlt, und zugleich Ansporn, weiterhin auf die eigene Ausbildung zu setzen.


Edeka Sauer: Ausbildung so attraktiv wie möglich machen

Wolfgang Detemple
Foto: Wolfgang Detemple

Insgesamt 11 Auszubildende konnte Maximilian Sauer (re.) Anfang August begrüßen.

Insgesamt vier Edeka-Filialen mit insgesamt 160 Mitarbeitenden betreibt Maximilian Sauer in Welver, Werl, Westönnen und Bönen, auf die sich die elf neuen Auszubildenden aufteilen werden. Ausgebildet werden sie in den Berufen Verkäufer/-in, Kauffrau/-mann im Einzelhandel und Handelsfachwirt/-in. „Ausbildung hat bei uns eine lange Tradition“, berichtet Maximilian Sauer. Er führt seit 2016 das Unternehmen und hat in den vergangenen Jahren durchaus festgestellt, dass es immer schwieriger wird, freie Ausbildungsplätze zu besetzen. „Wir engagieren uns in diesem Bereich allerdings sehr und werben zum Beispiel intensiv in den sozialen Medien für eine Ausbildung bei uns“. Das sei wichtig, denn eine Ausbildung im Einzelhandel sei für junge Menschen nicht mehr so attraktiv: „Bei uns wird bis in den Abend hinein und auch an Samstagen gearbeitet. Das passt nicht zu den Wünschen der Generation Z, die viel Wert auf Freizeit und eine ausgewogene Work-Life-Balance legt.“

 

Deshalb steuert Maximilian Sauer auch auf anderem Weg gegen: „Wir machen die Ausbildung bei uns so attraktiv wie möglich. Wir erstellen Dienstpläne mit fünf Wochen Vorlauf und legen Wert darauf, dass Auszubildende immer mal auch an einem Freitag oder Samstag frei haben.“ Darüber hinaus haben die jungen Menschen mit Mitarbeiterin Angela Braun eine feste Ansprechpartnerin.

Besonders gute Erfahrungen hat der Einzelhändler mit speziellen Angeboten für die Auszubildenden gemacht. Dazu gehört der Azubi-Markt: „Bei diesem Projekt dürfen unsere Auszubildenden aus allen vier Märkten eine Woche lang zusammen einen Markt führen“, berichtet Sauer. „Selbstverständlich unterstützen wir sie dabei, aber für die Azubis ist das immer eine tolle Erfahrung. Und nicht nur für sie: Ich habe schon viele positive Rückmeldungen von Kunden bekommen, die sich über die freundliche Art und den frischen Wind in dem Azubi-Markt gefreut haben“. Darüber hinaus ermögliche er seinen Auszubildenden auch, an bundesweiten Veranstaltungen innerhalb des Edeka-Konzerns teilzunehmen und sich mit anderen Azubis auszutauschen. „Ich möchte, dass sie über den Tellerrand schauen“.

Ausbildung lohnt sich, sagt Maximilian Sauer. „Wir werden in der Zukunft immer weniger Fachkräfte gewinnen können. Mit der Ausbildung haben wir die Chance, junge Menschen in den Betrieb so zu integrieren, dass sie sich damit und mit unseren Werten identifizieren und – sozusagen – eine Sauer-ID entwickeln.“


Oventrop: Neue Herausforderungen durch vernetzte Fertigung

Wolfgang Detemple
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Gabi Wilwers und Lars Rötzmeier (li.) stellen das Unternehmen und das Ausbildungsengagement von Oventrop vor. 

Bei der Firma Oventrop GmbH & Co. KG wird die Ausbildung immer digitaler. „Unsere Fertigung wird immer vernetzter. Daraus ergeben sich neue Anforderungen und Bedarfe an die Qualifikationen unserer Mitarbeiter, denen wir mit neuen Ausbildungsberufen begegnen“, berichtet Geschäftsführerin Gabi Wilwers. Seit Anfang des Jahres ist sie Geschäftsführerin des Familienunternehmens mit Sitz in Brilon und Olsberg.

Oventrop ist Hersteller von Komponenten für effizientes Wärmen, Kühlen und sauberes Trinkwasser. Mit seinen Produkten und Services sorg das Unternehmen für Energieeffizienz in der Haus- und Gebäudetechnik. Als Familienunternehmen mit einer über 170-jährigen Geschichte ist Oventrop im Sauerland verwurzelt, aber auch international aufgestellt. Am Stammsitz in Olsberg und im benachbarten Brilon beschäftigt Oventrop rund 1.000 Mitarbeiter. Hinzu kommen Produktionsstätten in Polen und China. Mit acht Tochtergesellschaften und zahlreichen Vertretungen ist Oventrop weltweit in über 80 Ländern präsent. Bekanntestes Produkt sind wahrscheinlich die Thermostatköpfe, die in vielen Haushalten die Heizkörper regulieren.

 

Neu bei Oventrop sind die Ausbildungsgänge Mechatroniker, Produktionstechnologe und Fachinformatiker, die alle drei einen hohen Anteil an digitalen Kompetenzen vermitteln. Dieses Jahr startet bereits der dritte Ausbildungsjahrgang. Damit bildet Oventrop nun in elf Berufen aus. Pro Jahrgang starten etwa 20 junge Menschen ihre Karriere, 14 in gewerblichen und sechs in kaufmännischen Berufen. Dank der Ausbildungsmessen konnte Oventrop dieses Jahr wieder alle Stellen besetzen. In den letzten Jahren war dies nicht gelungen, da während Corona die Messen als wichtige Kontakt-Plattformen ausgefallen waren. Zudem ist auch für einen großen Ausbildungsbetrieb wie Oventrop der Wettbewerb um die immer weniger werdenden Schulabgänger spürbar gestiegen.

Oventrop bildet aber nicht nur in digital-affinen Berufen aus, auch die Ausbildung und Vermittlung von Lerninhalten wird digitaler. „Es ist wichtig, die Azubis bei der Stange zu halten. Aber das Lernen und auch die Kommunikation haben sich verändert“, erklärt Lars Rötzmeier, Leiter Instandhaltung und verantwortlich für die gewerblichen Ausbildungsberufe. Früher hätten sich die Auszubildenden schneller zu einer Gruppe zusammengefunden und es seien Freundschaften entstanden. Heute finde auch ein großer Teil der Kommunikation digital statt und man müsse intensiver mit den Auszubildenden arbeiten. Darum hat Oventrop extra eine digitale Lernplattform eingerichtet, wie sie die Azubis auch aus der Berufsschule kennen. Hier finden sich digitale Lerngruppen, die Ausbildungsinhalte werden digital zur Verfügung gestellt und mit Lernvideos versehen.

Als Ausbilder ist Lars Rötzmeier aber nicht nur die digitale Vernetzung der Azubis wichtig. Er selbst profitiert stark von seiner Tätigkeit im Prüfungsausschuss für die Produktionstechnologen. „Der Ausschuss ist ein klasse Netzwerk. Wir tauschen uns auch abseits der Prüfungsphasen untereinander aus. Das ist sehr bereichernd.“


Lönne Umweltdienste: Ausbildungsengagement intensivieren

Wolfgang Detemple
Foto: Wolfgang Detemple

Stephanie Lönne diskutierte gemeinsam mit Tobias Bongard (Abteilungsleiter EJK-Ökoplan bei Lönne, li.), Peter Clasen (Controlling, Lönne, 2.v.li.), IHK-Chef Jörg Nolte (2.v.re.) und Klaus Bourdick (IHK, re.) Herausforderungen und Chancen bei der Ausbildung junger Menschen.

Für Stephanie Lönne hat die Ausbildung junger Menschen einen hohen Stellwert: „Man übernimmt eine besondere Verantwortung“, sagt die Chefin des Unternehmens Lönne Umweltdienste GmbH in Lippstadt. Für die Zukunft plant sie, ihr Ausbildungsengagement zu intensivieren.

Seit März 2021 führt Stephanie Lönne das Unternehmen als geschäftsführende Gesellschafterin in dritter Generation und mit 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zum Portfolio des Betriebes gehören Kanaldienstleistungen wie Reinigung und Sanierung für Gewerbe- und Privatkunden, die Entsorgung von flüssigen Sonderabfällen wie Lösemittel und Öl inklusive der Flächenreinigung, Abscheider von Fetten und Öl in Großküchen, Restaurants und Tankstellen sowie die Behandlung von Abfällen in einer chemikalisch-physikalisch-biologischen Anlage mit dem Ziel, reines Wasser zurück ins System zu führen.

Seit mehreren Jahrzehnten bildet das Unternehmen im kaufmännischen Bereich (aktuell: Kaufmann/-frau für Büromanagement) aus. Vor einigen Jahre kam im gewerblichen Bereich die Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice (Schwerpunkt: Rohr- und Kanalservice) hinzu. Dieser Beruf ist bei vielen jungen Menschen allerdings unbekannt.

 

„Wenn wir dafür Bewerbungen erhalten, dann hauptsächlich nach privater Ansprache. Und wir bieten den Interessenten immer erst an, einen Tag lang mitzuarbeiten, damit sie einen Eindruck bekommen, was auf sie zukommt“, berichtet Stephanie Lönne. „Bei der Arbeit macht man sich schmutzig und es stinkt auch schonmal, dafür ist der Beruf sehr abwechslungsreich und man lernt, mit unseren Spezialfahrzeugen zu arbeiten.“ Sie würde gerne künftig mehr junge Menschen ausbilden und wird dafür unter anderem verstärkt bei Ausbildungsmessen auf den Beruf aufmerksam machen – und dabei eines der Fahrzeuge direkt mitbringen. Darüber hinaus wolle man jetzt auch Berufskraftfahrer ausbilden, berichtet die Unternehmerin.

Denn es wird zunehmend schwieriger für das Unternehmen, freie Ausbildungsstellen und auch Stellen für Fachkräfte zu besetzen. „Die Wirtschaft leidet insgesamt inzwischen nicht mehr unter einem Fachkräftemangel, sondern unter einem Arbeitskräftemangel“, sagt Stephanie Lönne. Sie würde sich wünschen, dass es einheitlichere, zentrale und vor allem digitale Informationsangebote für junge Menschen auf der Suche nach einer Ausbildungs- oder Fachkräftestelle gibt.

In der Ausbildung junger Menschen sieht die Unternehmerin große Vorteile – und zwar für beide Seiten: „Wir haben dadurch die Chance, Nachwuchsfachkräfte auszubilden, mit dem nötigen Know-how für die spezifischen Anforderungen in unserem Betrieb auszurüsten und sie so zu einem wertvollen Teil unseres Teams zu machen. Auf der anderen Seite bieten mittelständische Familienunternehmen wie unseres Auszubildenden eine interessante und sichere berufliche Perspektive, in dem sie viel mehr sind als eine Personalnummer.“


Eglo-Leuchten: Erstmals Ausbildung am Standort Hüsten

Wolfgang Detemple
Foto: Wolfgang Detemple

Eglo-Geschäftsführer Andreas Kuhrt (re.) führte Hauptgeschäftsführer Jörg Nolte (2.v.r.) und Geschäftsbereichsleiter Klaus Bourdick (li.) durch den Showroom des Unternehmens in Arnsberg-Hüsten.

Für die Eglo-Leuchten Handels GmbH in Hüsten war es eine Premiere: Am 1. August begannen erstmals drei junge Menschen ihre Ausbildung beim Händler für dekorative Wohnraumleuchten, der 1969 im österreichischen Pill (Tirol) gegründet wurde und dort auch weiterhin seinen Stammsitz hat. Seit 2002 befindet sich die Vertriebsgesellschaft für Deutschland in Hüsten, mit der der deutsche Markt betreut wird. Waren zum Start vor 21 Jahren 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort in der Lampen- und Leuchtenstadt Arnsberg tätig, so sind es nun 55. Hinzu kommen noch 35 im Außendienst und jetzt auch zwei Kauffrauen für Büromanagement sowie ein Kaufmann im E-Commerce.

„Wir möchten unserer gesellschaftlichen Verpflichtung nachkommen und junge Menschen ausbilden. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es umso wichtiger, dass ausgebildet wird“, erklärt Klaus Driller, Leiter Innendienst bei Eglo-Leuchten. Dass das Unternehmen bis dato nicht ausgebildet hat, hatte vor allem räumliche Gründe.

 

Der alte Bürokomplex war schlichtweg zu klein, um für Azubis geeignete Arbeitsplätze zu schaffen. Darüber hinaus war in der Vertriebsgesellschaft auch nicht jede Abteilung vorhanden, um eine Ausbildung durchführen zu können. Mit dem Bau und dem Bezug des neuen mehrstöckigem Unternehmensgebäude am Bahnhof in Hüsten Anfang des Jahres hat sich die Situation grundlegend geändert. „Mit unserem neuen Gebäude haben wir nun größere Büros sowie auch weitere Abteilungen erhalten und können dadurch richtig ausbilden“, berichtet Klaus Driller.

Für den Leuchtenhersteller liegt die Herausforderung darin, geeignete potenzielle Auszubildene zu finden. Mit der Besetzung der Plätze für dieses Ausbildungsjahr hatte Eglo-Leuchten kein Problem. Ganz im Gegenteil. Das Unternehmen legte sich bei der Azubi-Akquise mächtig ins Zeug. Konkret wurden beispielsweise Plakatwände gebucht und online die Werbetrommel gerührt. Diese Resonanz darauf war hervorragend, wie Driller berichtet. Etliche Jugendliche bewarben sich auf die ausgeschriebenen Ausbildungsstellen. Für die Zukunft plant das Unternehmen, jedes Jahr zwei bis drei neue Azubis einzustellen. Doch das wird laut Klaus Driller zunehmend eine Herausforderung: „Der Wettbewerb um talentierte junge Menschen ist schon jetzt deutlich zu spüren. Deswegen ist es wichtig, jungen Leuten eine interessante Perspektive zu bieten und sich als attraktiver Arbeitgeber aufzustellen. Wir sind zufrieden, dass wir unsere Ausbildungsplätze für dieses Jahr besetzen konnten.“